Sambia 2018

zahnärztlicher Hilfseinsatz 14.-27. Juli

 

 

 

 

 

Sambia, ein Land mitten in Afrika, besteht zum großen Teil aus Hochebenen mit 1000 – 1400 m Höhe und ist während der Monate Mai bis Oktober extrem trocken und teilweise auch extrem heiß. Im Süden des Landes liegt der große Kariba-See, der durch das Stauen des Flusses Sambesi entstanden ist. Der Sambesi entspringt in Nordsambia und bildet Sambias Südgrenze zu Namibia, Botswana und Simbabwe. Nach Westen hin reicht der Sambesi bis zu den weltberühmten Victoria-Fällen.

 

Am nordöstlichen Zipfel des Kariba-Sees befindet sich die Sandy-Beach-Logde, die von dem Münchener Hermann Striedel seit vielen Jahren betrieben wird, und die unser Ausgangspunkt für die täglichen Einsätze in den abgelegensten afrikanischen Dörfern war.

 

Anfang des Jahres entstand die Idee, wieder an einem zahnärztlichen Hilfseinsatz der dwlf (Dentists Without Limits Foundation) in Sambia teilzunehmen. Und so fand sich unser Team zusammen: Dr. Tina Killian (Zahnärztin, München Unterschleißheim), Dr. Wolfgang Henke (Zahnarzt, Würzburg), Hanne Kälbli (Zahnmedizinische Fachangestellte, München Unterschleißheim). Die dwlf sorgte für die Organisation des Einsatzes. Reisekosten, Unterkunft und Verpflegung übernahmen wir selber. Nachdem wir vor unserer Reise unzählige Materialspenden gesammelt hatten, landeten wir am 15. Juli 2018 mit reichlich bepackten Koffern in Sambias Hauptstadt Lusaka und fuhren von dort aus mit dem Auto auf teilweise sehr abenteuerlichen Straßen einige Stunden lang zum Kariba-See nach Siavonga zu Hermann in seine Lodge. Von dort aus starteten wir jeden Morgen mit einem jeweils neu beladenen Auto in die umliegenden Dörfer und Kliniken. Die Fahrt dauerte meistens etwa eine Stunde auf sandigen Pisten mitten durch den Busch. Ein sambischer Witz lautet: „Welches Tier sitzt in Sambia in einem Schlagloch und nur der Kopf schaut noch raus? – Eine Giraffe.“ So lässt sich der Zustand der Straßen vermutlich am besten bildlich darstellen. Bei unseren täglichen Trips in den Busch trafen wir auf sehr viel Armut. Einfachste kleine Hütten aus selbstgemachten Ziegelsteinen, jede Menge Müll in der Landschaft, keine Elektrizität, kein fließendes Wasser, keine Kanalisation, keine Geschäfte, keine bebauten Felder und jede Menge Menschen, die untätig vor ihren Hütten saßen… Und so landeten wir dann jeweils in einem kleinen Dorf oder auch in einer Schule oder einer kleinen Klinik und organisierten uns jeden Tag einen Raum und gestalteten ihn zu einer kleinen Zahnarztpraxis um. Mit Hilfe von Stirnlampen, tragbaren Saug- und Bohrgeräten und einer großen Kiste voll mit Hebeln, Zange, Spritzen und sonstigen Materialien konnten wir dann täglich Patienten behandeln.

 

Dank großzügiger Spenden der Dentalfirmen Henry Schein, Densply, Komet und JFM hatten wir ausreichend Materialien. Der Verein „Apotheker Helfen e.V.“ unterstützte uns mit einer immensen Menge an Lokalanästhetikum, Desinfektionsmitteln und Medikamenten.  Alles weitere, was wir für die zahnärztliche Behandlung benötigten, haben wir aus unseren Praxen mitgebracht und vor Ort gab es ein großes Lager an ausgedienten Instrumenten und Geräten aus Deutschland, die wir für die Behandlung verwenden konnten. Der FC Bayern spendete uns 5 Fußbälle, die von den Kindern und Jugendlichen in den Schulen strahlend in Empfang genommen wurden.

 

An den insgesamt 10 Behandlungstagen untersuchten wir 600 Patienten und versorgten reparable kariöse Defekte an den Zähnen mit Füllungen. Zähne mit aussichtsloser Prognose entfernten wir. Besonders eindrucksvoll waren die verschiedenen Besuche in Schulen und Waisenhäusern. Der Umgang der Kinder untereinander war unendlich herzlich und liebevoll, was uns besonders berührte, da die Waisenkinder trotz des frühen (meist HIV-bedingten) Todes der Eltern offensichtlich gut aufgehoben sind und hoffentlich auch die Chance auf eine Zukunft erhalten. Unsere ZFA Hannelore Kälbli hatte ihr Clown-Kostüm im Gepäck und zeigte den Kindern, wie man Zähne putzt. Unsere primäre Sorge, die Kinder könnten vielleicht Angst vor einem Clown haben, erübrigte sich schnell. Im Gegenteil: der Auftritt unseres Clowns führte zu herrlichem Gelächter und riesen Spaß.

 

Insgesamt war der Zahnstatus der Menschen in den Dörfern wider Erwarten sehr gut. Der massive Zuckerkonsum, den wir bei unseren Einsätzen in der Mongolei und auf den Kapverden antrafen, ist in Sambia nicht so ausgeprägt. Das spiegelt sich sofort in der Zahngesundheit wider. Jedoch gibt es nur in den größeren Städten Zahnärzte. Die zahnärztlichen Leistungen müssen privat bezahlt werden. Im Moment sind kostenlose Hilfseinsätze von außen also sehr wichtig. Möglicherweise funktioniert aber langfristig ein gerade anlaufendes Konzept, sogenannte Dental therapists auszubilden, die, vergleichbar mit den früheren Dentisten oder Badern zumindest kleinere Behandlungen in den Dörfern durchführen können.

 

Nun blicken wir auf eine sehr arbeitsintensive aber auch unglaublich beeindruckende Zeit zurück. Wir konnten sehr vielen Menschen helfen und haben gleichzeitig Land und Leute kennengelernt. Eindrücke, die wir nie vergessen werden, wie zum Beispiel der Klang eines Gospelchors bei einem zufälligen Besuch eines Gottesdienstes in einem Dorf. Oder das glückliche Lächeln einer Teenagerin im Waisenhaus, der wir die beiden Schneidezähne repariert haben. So etwas ist bei uns in Deutschland eine ganz normale alltägliche Tätigkeit eines Zahnarztes. Aber in Sambia gibt es viel zu wenig Zahnärzte und viel zu wenig Geld, um solche alltäglichen Tätigkeiten für die breite Bevölkerung durchführen zu können. Was aus den beiden Schneidezähnen ohne Behandlung geworden wäre, kann sich jeder denken. Wenn Sie auch Interesse haben, an einem solchen Einsatz teilzunehmen, dann besuchen Sie zum Beispiel die Homepage der DWLF: www.dwlf.org

 

Dr. Tina Killian