Kapverden - Ein zahnärztlicher Hilfseinsatz westlich von Afrika

4.-18. März 2017

 

 

Ein zahnärztlicher Hilfseinsatz auf den kapverdischen Inseln klingt im ersten Moment etwas verwunderlich: man verbindet die Kapverden mit einem Urlaubsparadies, nicht jedoch mit einem Entwicklungsland, das zahnärztliche Unterstützung aus anderen Ländern benötigen würde.

Die Kapverden verzeichnen eine Arbeitslosigkeit von 50 % und müssen auf Grund der klimatischen Bedingungen fast alle Lebensmittel importieren, um die Bevölkerung zu ernähren. Diese soziale Schieflage spiegelt sich in der Mundgesundheit und in der Aufklärung über Ernährung und Mundhygiene wieder. Die Kinder hierzulande konsumieren neben den typischen kapverdianischen Speisen wie Bohneneintopf und Papayas mit großer Begeisterung massenweise Zucker in Form von Limonade, Bonbons und Lutschern.

Die Stiftung „Zahnärzte ohne Grenzen“ (DWLF – Dentists without limits foundation) mit Sitz in Nürnberg organisierte diesen Einsatz. Reisekosten und Verpflegung übernahmen wir.

Im Rahmen unseres zweiwöchigen Hilfseisatzes in Praia, der Hauptstadt der Kapverden auf der Insel Santiago, blieben uns auf Grund der oben beschriebenen Gegebenheiten kariesfreie Kindergebisse in den allermeisten Fällen verwehrt. Bereits an unserem ersten Arbeitstag fanden wir in fast allen Kindermündern tief zerstörte Milchzähne. Nicht selten mussten wir bei neun- oder zehnjährigen Kindern die bereits bleibenden aber komplett kariösen Backenzähne ziehen. Auch die Gebisse der erwachsenen Patienten wiesen einen erschreckenden Zustand auf.  Neben zerstörten und fehlenden Backenzähnen trafen wir sehr häufig auf massive kariöse Defekte an den Schneidezähnen. Das optische Erscheinungsbild dieser Menschen wirkte dadurch stark beeinträchtigt. Zudem stellten wir fest, dass das Zahnfleisch bei fast allen Erwachsenen und leider auch schon bei den kleinen Patienten extrem entzündet war. Teilweise waren die Zähne komplett unter harten und weichen Zahnbelägen begraben.

Dies alles ist die Folge extrem schlechter oder gar keiner Mundhygiene in Verbindung mit stark zuckerhaltiger Ernährung. Ein wichtiger Ansatz zur Bekämpfung dieser Missstände ist ein großangelegtes Aufklärungs- und Prophylaxeprogramm. Im Zuge dieser Überlegung besuchten wir mehrere Grundschulklassen und verteilten Zahnbürsten und Zahnpasta an die Schulkinder. Wir übten mit ihnen das Zähneputzen und informierten sie über zahnschädliche und zahnfreundliche Ernährung. Die Dankbarkeit und Herzlichkeit dieser Kinder war überwältigend. Es bleibt zu hoffen, dass diese Kinder durch unseren Besuch das regelmäßige Zähneputzen in ihren Alltag aufnehmen und eines Tages an ihre eigenen Kinder weitergeben.

 

Unsere Arbeitsmaterialien und Medikamente stellten wir vor dem Einsatz durch großzügige Spenden der Firmen Henry Schein, Komet, WP-Dental und die Organisation Apotheker Helfen e.V. zusammen.

Die DWLF hatte vor dem Einsatz drei tragbare Behandlungsstühle, zwei mobile Einheiten zur zahnärztlichen Behandlung, ein Absauggerät und zahlreiche zahnärztliche Instrumente wie Zangen und Hebel auf die Kapverden gebracht . Alles weitere, was wir für die zahnärztliche Behandlung benötigten, stammte aus unseren Praxen.

Unser Team bestand aus vier Damen: Hanne Kälbli (zahnmedizinische Fachangestellte in unserer Praxis), Dr. Nora Bähr (Assistenzzahnärztin  München), Dr. Tina Killian (Unterschleißheim) und Dr. Cordula Albers (Harlaching). Wir behandelten während dieser Zeit ca. 300 Patienten. Dabei entfernten wir knapp 300 zerstörte Zähne und legten ca. 170 Füllungen. Eine kapverdianische Zahnärztin stand uns als Dolmetscherin zur Verfügung.

Eine sehr arbeitsintensive Zeit liegt also hinter uns. Aber auch eine Zeit, in der wir die Armut und die Missstände in der Bevölkerung hautnah miterlebt haben. Dadurch wurde uns wieder bewusst – wie auch schon bei unserem Hilfseinsatz  2015 in der Mongolei – in welchem Luxus wir hier in Deutschland leben. Wenn Sie auch Interesse haben, auch einmal an einem solchen Einsatz teilzunehmen, dann besuchen Sie die Homepage der DWLF: www.dwlf.org

 

Dr. Tina Killian